Pseudonarkolepsie bei Pferden

Wenn die Müdigkeit so groß wird, dass die Beine den Körper nicht mehr tragen können.

24.03.2019

 

 

Zum gesunden Schlaf gehören verschiedene Schlafphasen – auch bei unseren Pferden: Einschlafphase, Leichtschlafphase, Tiefschlafphase und REM-Schlafphase.  Sowohl wir als auch unsere Tiere schlafen in einem festgelegten Rhythmus. Die Länge der verschiedenen Schlafphasen variiert von "Tierart" zu "Tierart" – die Phasen sollten aber alle vorkommen. Pferde sind in der Lage, im Stehen zu schlafen – jedoch nie so tief, dass es zu einer vollständigen Relaxation der Muskulatur kommt. REM-Schlafphasen haben Pferde demnach also nur, wenn sie sich zum Schlafen hinlegen. Legen sich Pferde nun über mehrere Wochen oder auch Monate nicht mehr zum Liegen hin, kommt es irgendwann unweigerlich zum Kollaps. Die Müdigkeit wird so groß, dass die Beine den Körper einfach nicht mehr tragen können und das Pferde mehr oder weniger zusammenbricht.

Das Schlaf- und Ruheverhalten gesunder Pferde

Pferde schlafen im Schnitt zwischen drei und fünf Stunden pro Tag – entweder im Stehen oder im Liegen. Im Gegensatz zu uns schlafen sie aber nicht am Stück, sondern sie ruhen in mehreren Phasen am Tag und in der Nacht. Das nennt man polyphasischen Schlaf. Die meiste "Ruhezeit" verbringen Pferde im Stehen. Sie können und müssen aber auch im Liegen schlafen. Dies tun sie entweder in Bauch- oder Seitenlage. Nur im Liegen können sie in eine wirkliche REM-Schlafphase gelangen. Die REM-Phase verdankt ihren Namen den schnellen Augenbewegungen, die für diesen Schlafabschnitt charakteristisch sind. REM bedeutet rapid eye movement (übersetzt: schnelle Augenbewegungen). Schlafforscher im Humanbereich gehen davon aus, dass in der REM-Phase vor allem emotionale Sinneseindrücke, aber auch Informationen, verarbeitet werden. Gesunde Pferde schlafen jede Nacht und legen sich dazu auch hin!

 

Können sich Pferde, aus welchen Gründen auch immer, über einen längeren Zeitraum nicht mehr zum Schlafen hinlegen, fallen Sie quasi im Stehen in den REM-Schlaf. Da dieser aber, wie weiter oben erklärt, mit einer vollständigen Relaxation der Muskulatur einhergeht, fallen sie (manchmal auch nur beinahe) um. Meist schwanken die Pferde zunächst ein wenig, knicken dann mit den Vorderbeinen ein und sacken in sich zusammen. Einmal am Boden angekommen, bleiben sie auch direkt liegen, um REM-Schlaf nachzuholen. Manche Pferde erschrecken sich aber auch dermaßen, wenn sie in den Karpalgelenken einknicken, dass sie davon wieder wach werden und stehen bleiben.

Symptome der Pseudonarkolepsie

Pferde, die an Pseudonarkolepsie leiden, haben häufig Verletzungen an den Fessel- und/oder Karpalgelenken. Aber auch Verletzungen an den Sprunggelenken können vorkommen. Das kommt davon, wenn sie beim Zusammensacken drauffallen. Hellhörig sollte ein Pferdehalter auch werden, wenn sein Pferd plötzlich Verhaltensänderungen zeigt, zum ohne erkennbaren Grund auf einmal Gespenster sieht, aggressiv oder besonders ängstlich ist. Ertappt man die Pferde „inflagranti“, so sieht man sie meistens mit hängendem Kopf dösen, schwanken und dann mit den Vordergliedmaßen einknicken und teilweise gänzlich zusammenbrechen.

Ursachen für Pseudonarkolepsie

Die Ursachen für Pseudonarkolopsie, bzw. für den Umstand, dass sich Pferde zum Schlafen nicht hinlegen, sind vielfältig. Allen voran sind gesundheitliche Probleme zu nennen. Aus Angst nicht wieder hochzukommen, trauen sich Pferde mit degenerativen Gelenkerkrankungen, wie beispielsweise Arthrose, häufig nicht sich hinzulegen. Auch Fehler im Haltungsmanagement stellen häufig ein Problem dar. Nämlich dann, wenn beispielsweise die Box zu klein ist und die Gefahr des Festliegens droht. Oder aber wenn die Box/ die Liegefläche nicht ausreichend eingestreut wurde. Generell scheinen Pferde Einstreu mit Stroh oder Späne lieber zu mögen, als zum Beispiel Liegematten. In Offenstallhaltung muss sichergestellt sein, dass die gemeinsamen Liegeflächen ausreichend sind, damit auch rangniedrige Tiere entspannt liegen können. Die Flächen sollten so bemessen sein, dass sich alle Tiere der Herde gleichzeitig hinlegen können. Generell sollte bei der Zusammenstellung der Herde auf Homogenität und ein niedriges Stresslevel geachtet werden.

 

Bisher wenig beachtet aber absolut beachtenswert ist meines Erachtens ein Mangel an essentiellen Aminosäuren als mögliche Ursache für Pseudonarkolepsie. Denn L-Tryptophan ist beispielsweise wichtig für die Regulierung des Schlaf-Wach-Rhythmus. Denn aus dem durch Tryptophan gebildeten Serotonin bildet der Körper auch Melatonin. Und Melatonin wiederum ist das körpereigene Hormon, das den Schlaf steuert. Normalerweise sind Pferde, bei ausreichender Versorgung mit dünndarmverdaulichem Rohprotein, auch ausreichend mit essentiellen Aminosäuren versorgt. Aber gerade durch den langen, trockenen und heißen Sommer im letzten Jahr reicht der Eiweißgehalt im Heu oftmals nicht aus, um den Bedarf der Pferde durch reine Heufütterung zu decken. Ergo: Zu wenig Eiweiß – zu wenig essentielle Aminosäuren. Neben den erstgenannten Ursachen sollte m. E. auch immer die Ernährung des betroffenen Pferdes näher betrachtet werden.

Therapieansätze bei Pseudonarkolepsie

Der nachhaltigste Ansatz ist natürlich das Abstellen der Ursache, von daher müssen betroffene Pferdehalter, am besten gemeinsam mit einem erfahrenen Therapeuten und/oder dem Tierarzt, auf Spurensuche gehen. Wird die Ursache gefunden und kann abgestellt werden, haben die Pferde eine echte Chance, wieder zu einem normalen Schlafverhalten zurückzukehren. Ehrlicherweise muss man aber zugeben, dass die Ursachenforschung sehr schwierig sein kann.

Regelmäßige physiotherapeutische oder osteopathische Behandlungen und physikalische Therapien, können – in Kombination mit Akupunktur, Phytotherapie, Mykotherapie oder Homoöpathie – deutliche Linderung bei degenerativen Erkrankungen bringen. Eine Bioresonanzanalyse kann bei der Ursachensuche unterstützen. Mittels Bioresonanztherapie können energetische Blockaden behandelt und der Organismus zur Selbstregulation angeleitet werden. Auch wenn einige Methoden in den Bereich der Erfahrungsmedizin gehören und wissenschaftlich nicht anerkannt sind, sind m. E. die Erfolge nicht wegzudiskutieren.

Ein weiterer wichtiger Therapieansatz ist eine bedarfsgerechte Rationsgestaltung. In der chinesischen Medizin unterstreicht das Sprichwort „Wer auch immer der Vater einer Erkrankung ist, die Mutter ist immer die Ernährung.“ die Bedeutung einer guten Nährstoffbilanzierung. Ein großes Blutbild inklusiver vollständiger klinischer Chemie und aller Mineralien (und ggf. auch Hormone) kann wichtige Anhaltspunkte liefern.

Und last but not least sollte natürlich immer die Haltung überprüft und ggf. optimiert werden.  Manchmal ist ein Stallwechsel unumgänglich, damit die Symptome aufhören.

Pseudonarkolepsie vs. Narkolepsie

Last but not least möchte ich noch auf den Unterschied zwischen "echter" Narkolepsie und Pseudonarkolepsie eingehen. Die "echte" Narkolepsie ist eine neurologische Erkrankung, die nicht nur bei Pferden sondern auch bei Menschen und Hunden vorkommt. Betroffene haben war auch einen gestörten Schlaf-Wachrhythmus, jedoch kollabieren sie nicht aufgrund eines REM-Schlafphasenmangels sondern eher in erregenden und überraschenden Situationen. Betroffene Lebewesen scheinen von Geburt an betroffen. Ein Nachweis ist m. W. beim erwachsenen Pferd kaum nachweisbar.

Danke!

Dank meiner lieben Anna, die sich in ihrer Bachelorarbeit mit statistischen Erhebungen zur Pseudonarkolepsie bei Pferden beschäftigt hat, habe ich begonnen mich intensiv mit dem Thema auseinanderzusetzen und festgestellt, wie viele Pferde tatsächlich betroffen sind. Eines dieser Pferde ist die wundervolle Fiona, deren Fall ich kurz auf meiner Facebookseite beschrieben habe.

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